Zielbiotope/ Lebensräume

Im Folgenden werden ausgewählte Zielbiotope vorgestellt.

Die Zielbiotope sind vielfach eng miteinander vernetzt und kommen teilweise in kleinflächigen Komplexen vor. So sind beispielsweise Quellen, Fließgewässer und Moore zumeist in Wald- oder Grünlandlebensräume eingebunden. Auch gibt es vielfältige Übergangsbiotope, z. B. Lichtungen im Wald, Waldränder, Säume, Hecken und Haine.

„Quellen“

Das Projektgebiet ist durchaus reich an Quellen. Diese meist sehr kleinen Biotope haben eine hohe Bedeutung für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Quellen sind unter anderem der Lebensraum der in der Rhön endemischen Rhönquellschnecke (Bythinella compressa). Eine strukturelle Besonderheit bilden hier die nach FFH-Richtlinie besonders geschützten Kalktuffquellen (LRT 7220*). Diese sind durch Kalkablagerung (Versinterung) und das Vorkommen des Veränderlichen Starknervmooses (Palustriella commutata) gekennzeichnet und störungsempfindlich.

„Fließgewässer“

Mit der Ulster ist ein größeres Fließgewässer Teil des Projektgebiets (Teilgebiet 2). Die Ulster ist dabei auf langen Abschnitten begradigt und die Ufer sind durch Steinsatz befestigt. Auf Teilstrecken entspricht sie einem strukturreichen Fließgewässer mit naturnaher Ufervegetation. Die Ulster bietet Lebensraum für Arten aus verschiedenen Artgruppen, wie Fische, Säugetiere und Libellen. Dies sind u.a. die Äsche (Thymallus thymallus), die Westgroppe (Cottus gobio), das Bachneunauge (Lampetra planeri), der Fischotter (Lutra lutra) und die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo). Neben der Ulster liegen Teilabschnitte mehrerer kleinerer Fließgewässer im Projektgebiet. Hier kommt der Feuersalamander (Salamandra salamandra) vor.

„Moore“

Moore lassen sich je nach Entstehungsprozess und Ausprägung verschiedener Typen zuordnen. Im Projektgebiet kommt mit dem Stedtlinger Moor ein Übergangs- und Schwingrasenmoor vor. Hierfür sind Torfmoose charakteristisch. Im Stedtlinger Moor sind neben dem Rundlichen Torfmoos (Sphagnum teres) das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) und die Blasenbinse (Scheuchzeria palustris) als Zielarten zu nennen. Die Blasenbinse hat dabei im Stedlinger Moor ihren einzigen Fundort in Thüringen und ist in ihrem Bestand thüringenweit vom Aussterben bedroht und deutschlandweit stark gefährdet.

„Feucht- und Nasswiesen, Großseggenriede und Sümpfe“

Einen recht großen Anteil am Projektgebiet nehmen Feucht- und Nasswiesen, Großseggenriede und Sümpfe ein. Allen gemein ist eine hohe Bodenfeuchtigkeit, bedingt durch Quellwasser, Grundwasser oder Überschwemmung. Die markante Europäische Trollblume (Trollius europaeus) als Feuchtezeiger ist thüringen- und deutschlandweit in ihrem Bestand gefährdet. Weitere wertgebende Arten dieser feuchtegeprägten Biotope sind Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) und Teufelsabbiss (Succisa pratensis).

„Berg-Mähwiesen“

Bei den Berg-Mähwiesen handelt es sich um artenreiches, extensiv genutztes Grünland der Mittelgebirge und ihrer Vorländer oberhalb 400 m ü. NN. Bergwiesen sind oft eng verzahnt mit Quellbereichen, Borstgrasrasen sowie Feucht- und Nasswiesen. Eine regelmäßige ein- bis zweischürige Mahd, verbunden mit nur geringer Düngung führt zur Entstehung dieses Wiesentyps. Die Kugelige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) ist ein Magerkeitszeiger und eine charakteristische Art.

„Kalk-Magerrasen“

Kalk-Magerrasen treten in der Thüringer Rhön in Form von Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen auf. Dies sind von Grasarten geprägte Grünländer magerer und trockener Standorte auf basenreichen Ausgangsgestein. Im Projektgebiet ist dies dort der Fall, wo z. B. Muschelkalk an den Kuppenhängen zu Tage tritt. Es gibt auch Bestände mit bedeutenden Orchideenvorkommen oder die Ausprägung als Wacholderheide. Die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) ist eine charakteristische Art für Kalk-Magerrasen.

„Streuobstwiesen“

Ein typischer Bestandteil der Kulturlandschaft der Rhön sind die Streuobstwiesen. Sie finden sich meist an den Dorfrändern. Diese lokale Nutzungsform von hochstämmigen Obstbäumen stellt einen artenreichen Lebensraum dar und trägt zum Erhalt alter Obstsorten bei. Eine extensive Nutzung des Unterwuchses führt zu artenreichen Wiesen. Die zum Teil alten Bäume bieten durch ihr Höhlenreichtum nicht nur Vögeln und Insekten einen Lebens- und Fortpflanzungsraum, auch Fledermäuse nutzen Baumspalten oder -höhlen als Schlaf- und Wochenstubenquartier.

„Säume und Übergangsbereiche“

Säume und Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland charakterisieren das Projektgebiet und stellen ökologisch wertvolle Strukturen dar. Der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus) steht als Halbschattenpflanze stellvertretend für viele weitere auf diesen Lebensraum angewiesene Tier- und Pflanzenarten. Eine spezielle Form des Übergangs zwischen Wald und Offenland ist der Hutewald oder die Waldweide. Diese ehemals weit verbreitete Nutzungsform bildet besonders struktur- und artenreiche Biotopkomplexe aus.