Unterwegs auf „Wanstschrecken-Safari“

Männliches Exemplar der Wanstschrecke

Männliches Exemplar der Wanstschrecke

Gut getarnt zwischen hohen Halmen lebt auf Rhöner Wiesen eine ganz besondere Art - die beinahe größte Heuschrecke Mitteleuropas

Es ist immer ein bisschen Aufregung dabei, wenn man sich zu einer Bestandskontrolle aufmacht. Besonders wenn es um eine so sensible Arte wie die Wanstschrecke geht. Bundesweit und auch in Thüringen gilt Polysarcus denticauda, wie die Wanstschrecke mit wissenschaftlichen Namen heißt, als stark gefährdet.

Die Wanstschrecke lebt auf extensiv genutzten, mesophile Wiesen, Bergwiesen, Weiden und Magerrasen und ernährt sich dort vor allem von krautigen Pflanzen. Die flugunfähige Heuschrecke nutzt für die Fortbewegung und Partnerfindung stabile krautige Pflanzen und klettert von Halm zu Halm. Hohe Kräuter und Gräser dienen der Wanstschrecke als Sitzwarten. Von dort kann man ihren sehr lauten und charakteristischen Gesang hören. Oft wird dieser auch nicht unterbrochen, wenn die Tiere durch die Krautschicht klettern, denn so machen die gedrungenen Männchen auf sich aufmerksam. Die Wanstschrecke wird etwa 44 Millimeter groß und ist damit eine der größten Heuschrecken-Arten in Mitteleuropa. Für die Eiablage sucht das Wanstschrecken-Weibchen mit seiner langen Legeröhre offene Stellen im Boden. Die Art durchläuft einen zweijährigen Entwicklungszyklus vom Ei zur Imago. Die Larven schlüpfen bereits Ende März bis Anfang April und entwickeln sich bis Ende Mai (innerhalb von sechs bis acht Wochen) zur Imago (erwachsenes geschlechtsreifes Insekt).

Um die Art bei Vor-Ort-Kontrollen nachzuweisen, folgt man dem lauten Gesang der Männchen und mit etwas Glück und Ausdauer entdeckt man die Tiere im meist sehr hohen Gras. 2022 wurden federführend durch das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön Kartierungen zur Wanstschrecke entlang des Grünen Bandes durchgeführt. So konnten die Lebensräume der Art im Fördergebiet des Naturschutzgroßprojekts gut dokumentiert werden. Ein Besuch der Flächen Ende Juni 2023 bestätigt die Ergebnisse der letztjährigen Kartierung. Das laute Schnarren des Wanstschrecken-Männchens war bei der Begehung der Verbreitungsschwerpunkte innerhalb des Fördergebiets beinahe allgegenwärtig. Ein erfreuliches Ergebnis für das Projekt.

Mehr Infos zur aktuellen Verbreitung der Wanstschrecke im Bereich des Grünen Bandes zwischen Rhön und Grabfeld finden Sie hier: https://dgfo-articulata.de/downloads/articulata/articulata_37_2022/Articulata_37_Birkwald_et_al.pdf