Zusammen mit einem der acht Gebietsbetreuer des Grünen Bandes der Stiftung Naturschutz Thüringen und versierten Entomologen Kevin Töfge ging es am Donnerstag, den 10.07.2025 bestens ausgestattet mit Keschern und Becherlupen auf Entdeckungstour. Bei idealem Wetter – weder zu heiß noch zu kalt – standen vor allem die Schmetterlinge im Mittelpunkt des Interesses. Durch die wechselnde Bewölkung setzten sie sich häufig auf Blüten und Blätter und blieben dort eine Weile sitzen – zur Freude der Teilnehmenden, die sie so ausgiebig beobachten und leicht bestimmen konnten. Auf dem Weg entlang von Schlehengebüschen, strukturreichen Waldrändern und artenreichen Wiesen und begleitet von dem Duft wohlriechender Kräuter wie dem Thymian konnten unter den über 20 verschiedenen identifizierten Arten auch Besonderheiten wie der Kleinen Schlehen-Zipfelfalter (Satyrium acaciae) ausfindig gemacht werden. Die Thüringische Rhön liegt am nördlichen Rand des Verbreitungsgebiets dieser wärmeliebenden Art.
Das auf Muschelkalk ausgeprägte Gebiet an der ehemaligen innerdeutschen Grenze hat eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung, insbesondere aufgrund der hier vorkommenden Kalkmagerrasen, mageren Flachland-Mähwiesen sowie Trockengebüschen.
Eindeutige Hinterlassenschaften zeugten davon das hier vor kurzem auch Schafe in großen Herden über die Hänge des Rasdorfer Berges gezogen sind. Auf einer Wiese war ein Landwirt gerade damit beschäftigt, sein frisch gemähtes Gras zu wenden. Durch einen späten ersten Schnitttermin im Juli, dem Verzicht auf eine Düngung und dem Belassen von Schonflächen leistet er einen essentiellen Beitrag zum Erhalt dieser artenreichen, mageren Wiesen mit ihrer beeindruckenden Insektenvielfalt. Denn dadurch haben die allermeisten Kräuter die Möglichkeit, Samen auszubilden und können sich so überhaupt erst dauerhaft etablieren. Schonflächen sind für die meisten Insektenarten überaus wichtig, weil sie Rückzugsräume darstellen, in denen sie direkt nach der Mahd weiterhin überleben können. Diese naturverträglichere Grünlandbewirtschaftung wird über ein staatliches Förderprogramm (KULAP = Kulturlandschaftsprogramm in Thüringen) honoriert, das landwirtschaftliche Betriebe beantragen können. Die Fördermittel sollen den Ertragsverlust ausgleichen, den diese extensivere Art der Bewirtschaftung mit sich bringt. Denn durch den späten Mahdzeitpunkt ist die Futtermenge und -qualität in der Regel geringer als bei einem Schnitt im Mai. Eine extensivere Nutzung von Wiesen und Weiden zu etablieren und Schon- bzw. Bracheflächen, Säume und viele weitere Strukturen zu fördern, ist auch eine zentrale Aufgabe des Naturschutzgroßprojektes, welches auf der Grundlage des Pflege- und Entwicklungsplans 10 Jahre lang zielgenaue Maßnahmen zusätzlich fördern will, aber auch die Möglichkeit bietet, alternative Bewirtschaftungsformen zu etablieren, die bisher nicht in den staatlichen Förderprogrammen enthalten sind.
Beim erforschen dieser Vielzahl an Insekten vergingen die drei Stunden wie im Flug und am Ende kamen die Teilnehmenden mit einer Fülle an neuen Informationen und Eindrücken zum „Haus auf der Grenze“ zurück.

