Bericht aus den Arbeitskreisen Juni 2023

Expertenbericht zur Ganzjahresbeweidung

Ende Juni tagten die Arbeitskreise „Maßnahmen an der Ulster“ und „extensive Landnutzung“ zum zweiten Mal. Und auch dieses Mal war die Stimmung gut und der Austausch wichtig und konstruktiv.

Zum Arbeitskreis „extensive Landnutzung“ war ein Experte geladen, der umfangreich aus der Praxis zu Ganzjahresbeweidung referierte. Die Ohrdrufer Bio - Weideland GbR betreibt seit 2015 eine erfolgreiche Dauerbeweidung mit Deutschen Angus Rindern, Galloways und Auerochsen. Auf insgesamt 300 Hektar weiden die Tiere ganzjährig draußen und werden nur in den Wintermonaten zugefüttert. Die Tiere werden per Kugelschuss auf der Weide getötet und anschließend zum Schlachthof transportiert. Nach einer Reifezeit von mindestens drei Wochen werden die Tiere zum Großteil über die Landfleischerei Kirchenheiligen (Mutterunternehmen) vermarktet, außerdem gibt es einen eigenen Webshop. Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich über die praktische Umsetzung von Dingen wie zum Beispiel dem Setzen der Ohrmarken, der Klauenpflege oder dem Nachpflegebedarf auf den Koppeln zu informieren. Aber auch die Weideinfrastruktur, wie geeignete Zäune und Tränken, die auch im Winter funktionieren waren ein Thema.

Nach einer kurzen Kaffeepause starteten die Teilnehmenden in die Workshop-Phase. In Kleingruppen wurde zu einer ausgewählten Fragestellung aus Perspektive eines der vier im Arbeitskreis vertretenen Betriebe bzw. Interessenvertreter diskutiert. Insgesamt zeigte sich in den Diskussionen die hohe Abhängigkeit der Handlungsmöglichkeiten von den jeweiligen individuellen Betriebsstrukturen.

Gleichzeitig wurden verschiedene Vermarktungsideen genannt, die Perspektiven aufzeigen können. Vor allem die Vermarktung von CO2-Zertifikaten scheint möglicherweise eine neue Einkommensquelle zu werden.

Aber auch die Direktvermarktung könnte eine Chance bieten die hochwertigen Produkte aus der Landwirtschaft, so auch das Fleisch aus Dauerbeweidungsprojekten, gewinnbringend zu verkaufen. Den Landwirten ist ebenfalls viel dran gelegen, das Image der Landwirtschaft im gesellschaftlichen Diskurs zu verbessern. Dafür sollten u. a. social-media Kanäle genutzt werden. Ohne Unterstützung können die Landwirte diese Projekte aber nicht vorantreiben.

Die Teilnehmenden und das Projektteam gehen mit einem positiven Gefühl aus der Sitzung und verabreden sich für einen weiteren Termin im Oktober. Bis zur Fertigstellung des Pflege- und Entwicklungsplans sind noch einige Weichen zu stellen und der Austausch in dieser Runde kann maßgeblich dazu beitragen, dass die geplanten Maßnahmen nachhaltig wirksam sind.

 

Der Arbeitskreis „Maßnahmen an der Ulster“ traf sich für den 2. Termin direkt an der Ulster, um sich ein Bild von der praktischen Umsetzung von Gewässerrenaturierungsmaßnahmen zu machen. Herr Lehrach von der SWECO GmbH, der schon seit vielen Jahren Flurbereinigungsverfahren (FBV) in der Rhön betreut, erläutert den Teilnehmenden die umgesetzten Maßnahmen.

1. Treffpunkt – Angelteich bei Pferdsdorf

Am ersten Treffpunkt erklärt Herr Lehrach den Ablauf der Planung im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens Buttlar, dass bereits im Jahr 2000 gestartet ist. Der betroffene Ulsterabschnitt war im Jahr 2000, stark mit Basaltsteinen befestigt. Zur Umsetzung der Maßnahmen wollte man sich die gestalterische Kraft der Ulster zu Nutze machen und so wurden nur wenige bauliche Maßnahmen geplant. Durch eine eigendynamische Entwicklung des Flusses sollten naturnahe Strukturen entstehen. An einigen Stellen wurden gezielt Störstellen eingerichtet und Uferabgrabungen vorgenommen. Außerdem wurde eine Bifurkation angelegt, die einen Teil des Ulsterwassers durch die neu angelegte Schlinge leiten sollte. Die Realität zeigt aber, dass nur sehr selten Wasser durch die angelegte Schlinge fließt. Da es nicht überall erwünscht war, dass durch Eigendynamik der Flusslauf in angrenzende Nutzflächen verlagert wird, wurde in einem Abstand von ca. 30 m Entfernung ein Gehölzstreifen zur (Außen-) Begrenzung der Laufentwicklung angepflanzt (Auenentwicklungsfläche).

Der örtliche Angelverein Pferdsdorf e. V., dessen Vorsitzender Herr Berk beim Termin anwesend war, hat sich ebenfalls im Ulsterumfeld eingebracht und einen Fischlehrpfad, eine Fischaufstiegsanlage und einen Pavillon für Besucher initiiert.

2. Treffpunkt – Sportplatz bei Buttlar

Auch hier läuft aktuell noch das FBV Buttlar. Priorität hatte hier der Schutz der Ortslage vor Hochwasser. Der Deich, der Buttlar vor Hochwasserereignissen schützen sollte, entsprach nicht mehr den technischen Standards und war zudem stark von den angepflanzten Hybridpappeln durchwurzelt, sodass seine Stabilität in Frage gestellt werden musste. Entsprechend wurde der Deich neu aufgebaut und auch der Michelsberggraben, der sonst große Mengen Wasser durch die Ortslage leitete und so zu Überschwemmungen führte, wird nun bereits vor der Ortschaft umgeleitet. Am Standort „In der kleinen Wanne“ sollte der Hubengraben ursprünglich geöffnet werden, um einen besseren Wasserabfluss zu erreichen. Wegen des Sportplatzes war dies aber nicht möglich. Der Bach konnte aber zum Teil in das alte Flussbett der Ulster verlegt werden. Ein Großteil der Hybridpappeln wurde entfernt und die Stämme teilweise als Totholz in die Ulster eingebracht. Der Uferrandstreifen ist in öffentlicher Hand.

Auch die Teilnehmenden des Arbeitskreises „Maßnahmen an der Ulster“ gingen mit einem positiven Gefühl auseinander und verabredeten sich für ein weiteres Treffen, bei dem das Ingenieurbüro PROWA GmbH aus Erfurt von der Planung der Renaturierungsmaßnahmen an der Ulster bei Schleid berichten soll. Das Büro ist Auftragnehmer der Naturschutzgroßprojekt Thüringer Kuppenrhön gGmbH und entwickelt verschiedenen Varianten zur Umsetzung sinnvoller Maßnahmen. Diese Maßnahmen können in Kooperation mit dem geplanten FBV „Ulster-Schleid“ umgesetzt werden.