Arbeitskreis "extensive Landnutzung" trifft sich zum dritten Mal

Alles neu sortiert. Arbeitskreismitglieder diskutieren Extensivierung der Landwirtschaft

Der Arbeitskreis „extensive Landnutzung“ dient dem engen Austausch zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Vorbereitung der Maßnahmenumsetzung, die im Rahmen des Folgeprojekts (Projekt II) vorgesehen ist. Bei den ersten beiden Treffen im März und im Juni 2023 ging es um den Aufbau eines gegenseitigen Verständnisses sowie um das Thema naturnahe Beweidung / Ganzjahresbeweidung und um die Frage wie diese praktisch umgesetzt werden könnte.

Die Arbeitskreis-Sitzungen wie auch die Betriebsbefragungen im Rahmen einer sozioökonomischen Studie zeigten, dass die Umsetzung einer Ganzjahresbeweidung aus verschiedenen Gründen nur für wenige im Projektgebiet wirtschaftende Betriebe vorstellbar scheint. Im Laufe der vergangenen Monate stellte sich zudem heraus, dass es aufgrund von fachlichen Überschneidungen nicht sinnvoll ist, die beiden FFH-Lebensraumtypen Berg-Mähwiese (6520) und Magere Flachland-Mähwiese (6510) in eine Ganzjahresbeweidung einzubeziehen, da so ihr Erhalt nicht als gesichert bewertet werden kann. Damit ergibt sich für das Projektteam und die Planer das Problem ausreichend große zusammenhängende Offenlandflächen zu finden, die von einer ganzjährigen naturnahen Beweidung profitieren könnten.

Jetzt gilt es mit großen Schritten Alternativen zu denken und zu Papier zu bringen. Im Fokus steht weiterhin eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung auf vielen Grünländern. Es ist ganz offensichtlich, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch hier in der Rhön dazu geführt hat, dass große zusammenhängende Komplexe relativ einheitlich bewirtschaftet werden. Das zeigt sich vor allem dann, wenn viele Hektar Grünland am Stück gemäht werden. Das hat fatale Folgen für die Tierwelt. Wenig mobilen Arten und Jungtieren wird innerhalb kürzester Zeit der Lebensraum genommen. Sie finden nur selten im nahen Umfeld Nahrung und Deckung, da häufig Säume und Heckenstrukturen fehlen, die Insekten, Vögeln und anderen Tieren Rückzugsmöglichkeiten bieten könnten, wenn das Grünland gemäht wird. Dem will das Projekt etwas entgegensetzen und mit den Landwirten zusammen z. B. andere Mahd-Regime planen, strukturanreichernde Elemente schaffen und in insektenfreundliche Mähtechnik investieren.

Aber nicht nur auf den Mähflächen besteht Handlungsbedarf. Auch die Weiden werden teilweise zu intensiv genutzt. Zu viele Tiere sind zu lange auf den Grünland-Flächen und so entstehen Trittschäden, es passiert ein übermäßiger Nährstoffeintrag durch den Kot der Tiere und Gräser und Kräuter haben nicht ausreichend Zeit sich zu regenerieren. Durch eine Anpassung des Beweidungsmanagements können sich einerseits bereits wertvolle Weiden weiterentwickeln und stabilisieren, andrerseits können durch Extensivierung auch neue artenreiche Weiden entstehen.

Mögliche Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt:

(Detaillierte Informationen zu möglichen Maßnahmen können Sie hier finden)

Angepasstes Mahdmanagement

Staffelmahd

Erste Nutzung als Staffelmahd im Abstand von mindestens zwei Wochen (erste und zweite Teilmahd auf jeweils 50 % der Fläche, ggf. Berücksichtigung von Saumstreifen)

Belassen von Saum- und Altgrasstreifen

Saumstreifen: Streifen an Nutzungsartengrenzen mit extensiver Nutzung (Mahd in mehrjährigem Abstand)

Altgrasstreifen: Streifen innerhalb der Grünlandflächen mit überjährigem Erhalt (Nutzung frühestens Mitte Juli des Folgejahres)

Optimierung von Häufigkeit und Zeitpunkt der Mahdnutzung

Angepasst an die Phänologie der bestandbildenden Gräser, maximal zweimal pro Jahr

Faunaschonende Heumahd

Einsatz faunaschonender Mahdtechnik (z. B. Doppelmessermähwerke), Anheben der Schnitthöhe und Mahd von innen nach außen

Angepasstes Beweidungsmanagement

Großräumige Standweide

geringe Besatzdichte: < 1 GV/ha

selektives Fraßbild → höherer Anteil an Weideresten (30-40 %)

Umtriebsweide

kurze Beweidungsdauer mit hoher Besatzdichte = „scharfer Verbiss“

Fokus auf mähwiesenähnlichen Biotopen → geringer Anteil an Weideresten

Weidemanagement ähnlich der extensiven Mahd

Ausblick und Vereinbarungen:

Für das weitere Vorgehen des Arbeitskreises wird vereinbart, die bis heute erarbeiteten Themenstränge aufzugreifen und fortzuführen. Dazu sollen in einem Online-Format jeweils kürzere thematische Gespräche / Diskussionen von etwa 1-1,5h organisiert werden. Folgende Themen stehen bisher auf der Liste:

  • Vermarktung (hier hat ein erstes vorbereitendes Gespräch mit der Rhön GmbH stattgefunden).
  • Waldweide (Gespräch mit Thüringen Forst geplant)
  • Eigentümerkommunikation
  • Koordination von Fördermitteln / Umgang mit Bürokratie
  • Folgepflege für angelegte (Gehölz-)Strukturen

Ein nächstes Treffen in der großen Runde in Präsenz wird für den Zeitraum nach Fertigstellung des PEPL ab Juli 2024 vorgesehen.