4. PAG-Sitzung am 20.04.2023 im Schloss Geisa

Zentrales Thema der 4. PAG-Sitzung „Wilde Weiden" - Ganzjahresbeweidung im NGP

Am Donnerstag, 20.04.2023 tagte die Projektbegleitende Arbeitsgruppe des Naturschutzgroßprojekts zum vierten Mal.

Ca. ein Jahr vor Projektende war diese vierte Sitzung ein wichtiger Meilenstein, um sich über den aktuellen Stand und vor allem auch über die nächsten wichtigen Schritte im Projekt zu verständigen. Die Ausarbeitung des Pflege- und Entwicklungsplans, der das Herzstück des Projekts und Grundlage für eine spätere Maßnahmenumsetzung in Projekt II darstellt, ist bereits weit fortgeschritten. Das Planungsbüro erläuterte den PAG-Mitgliedern die Herangehensweise zur Entwicklung von Maßnahmengrobkonzepten, die Diskussionsgrundlage für die spätere Maßnahmenfeinplanung sind.

Zum besseren Verständnis für die Vorstellung wurden die Maßnahmenkomplexe nach Lebensräumen aufgetrennt, daher ergaben sich folgende Punkte:

Offenland mit den Handlungsschwerpunkten

  • Erhalt und Förderung der Hüteschafhaltung
  • Biotoppflege
  • Etablierung einer ganzjährigen naturnahen Beweidung

Wald mit den Handlungsschwerpunkten

  • Waldrandgestaltung
  • Gehölzentnahmen/Auflichtung und Waldumbau

Gewässer mit den Handlungsschwerpunkten

  • Initiierung der eigendynamischen Entwicklung
  • „Dem Fluss/Bach Raum geben“
  • Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit

Artenschutzmaßnahmen

  • Quellen und Moore mit den Handlungsschwerpunkten
  • Renaturierung von Quellen
  • Sicherung des Wasserhaushalts

Das Planungsbüro stellte ganz deutlich heraus, dass ein naturschutzfachlicher Mehrwert in vielen Bereichen durch die Schaffung von großflächigen Ganzjahresbeweidungsprojekten erreicht werden sollte und benennt sogenannte „Wilde Weiden“ als die Schlüsselstrategie zur Biodiversitätssicherung.

Zum aktuellen Zeitpunkt kristallisiert sich ein ca. 3.000 ha großes Fördergebiet heraus, dass entlang des Grünen Bandes wertvolle und schützenswerte Offenlandschaften verbindet. Auch Waldränder, Gewässer und die Moore werden eine wichtige Rolle in der Kulisse spielen und mit Maßnahmen versehen. Große zusammenhängende und meist naturnahe Wälder werden eine untergeordnete Rolle im Projekt II spielen und fallen oft ganz aus der Kulisse.

Der Bericht aus der sozioökonomischen Studie zeigte, dass Gespräche mit den Landwirten zu konkreten Maßnahmenvorschlägen in den nächsten Monaten eine wichtige Rolle spielen werden, um Akzeptanz und Machbarkeit abzuklären.

Außerdem legte die Thüringer Landgesellschaft dar, was eine Umstellung der Betriebe auf eine Ganzjahresbeweidung, als gewichtige Maßnahme des NGPs, finanziell bedeuten könnte. Das Ergebnis skizziert ganz grob, dass auf dem ersten Blick mit Mindereinnahmen für die Landwirte zu rechnen ist, die ausgeglichen werden müssen. Das NGP bietet hier die Chance Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und auch entsprechende Rahmenbedingungen (z.B. Weideinfrastruktur) zu schaffen, um zum Beispiel neue Betriebszweige aufzubauen.

In einer Workshopphase setzten sich die Teilnehmenden zunächst jeweils zu zweit intensiv mit der Frage auseinander, was sich aus ihrer ganz persönlichen Sicht mit Abschluss der Umsetzungsphase des Naturschutzgroßprojektes verändert haben soll. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt und ein gemeinsames Mindmap wird erstellt.

Neben der Vielfalt der zusammengetragenen Aspekte wird als gemeinsames Ergebnis schnell deutlich: zusätzlich zu der angestrebten naturschutzfachlichen Qualitätsverbesserung, für die die Etablierung von Ganzjahresbeweidungsprojekten ein zentrales Ziel ist, wird es auf Vermarktungsstrategien ankommen, um die dauerhafte Tragfähigkeit der Maßnahmen, insbesondere für die beteiligten Betriebe zu sichern. Neben den dazugehörigen Aspekten wie der Direktvermarktung und der Entwicklung von Produkten werden hierfür der Tourismus sowie verschiedene Instrumente der Kommunikation (von Social Media bis zum Beweidungsfest) eine wesentliche Rolle spielen.

Am Ende der sehr konstruktiven Sitzung dankte Frau Hoßfeld den zahlreich erschienenen Teilnehmenden und setzte die nächste Sitzung für Oktober 2023 an.

Am Freitag, 21.04.2023 gab es für die PAG-Mitglieder das Angebot einer Exkursion ins Kohlbachtal.